Habt ihr Buchtipps für Glioblastom Patient*innen?
Uns erreichen immer wieder Anfragen nach guten Buchtipps rund um das Thema Gehirntumor und den Umgang mit dieser Erkrankung. Jochen Kröhne, Geschäftsführer von yeswecan!cer und Mitinitiator von Gemeinsam gegen Glioblastom, empfiehlt euch drei lesenswerte Bücher:
Arbeit und Struktur von Wolfgang Herrndorf
Wolfgang Herrndorf war ein renommierter Schriftsteller. Er ist 1965 geboren und leider 2013 in Berlin gestorben. Im Jahr 2002 wurde seine Debütroman Plüschgewitter veröffentlicht, sein Roman Tschick wurde in 36 Sprachen übersetzt. Nach der Diagnose Glioblastom im Jahr 2010 begann er, das Tagebuch Arbeit und Struktur zu schreiben, welches zunächst als Blog und letztendlich postum 2013 als Buch erschienen ist. Ich zitiere mal einen ganz wichtigen Teil daraus, der ganz gut seine Haltung widerspiegelt. Er hat eine Unterhaltung mit einem anderen Patienten und schreibt „seine Ärzte rieten ihm nach der OP, sich noch ein schönes Jahr zu machen, vielleicht eine Reise zu machen – also irgendwas, was er schon immer mal habe machen wollen. Er solle mit niemanden sprechen. Er fing jedoch sofort wieder an zu arbeiten und informierte alle Leute, dass ihm jetzt die Haare ausgingen, aber sich sonst nichts ändern würde und alles weiter liefe wie bisher. Bitte keine Rücksicht – er war Richter.“ Herrndorf schreibt: „ Wenn mein Beschluss, was ich machen wollte, nicht damals schon festgestanden hätte, dann hätte es nach diesem Telefonat festgestanden: Arbeit – Arbeit und Struktur.“ Ein wirklich lesenswertes Buch.
Meine Medizin seid ihr! von Marlene Bierwirth
Das zweite Buch ist von Marlene Bierwirth. Ihr Buch heißt Meine Medizin seid ihr!. Sie ist eine junge Frau, die mit 18 Jahren gerade ihr Abitur macht und nun über Job, Studium und Reisen nachdenkt, also mitten im Leben steht. Plötzlich bekommt sie diese schreckliche Diagnose: ein unheilbarer Gehirntumor. Sie ist natürlich erstmal total geschockt, ihr Leben ist zum Stillstand gekommen. Aber sie verzweifelt nicht, sondern merkt, dass sie darüber reden muss. Zuerst mit ihren Verwandten, Freunden und Eltern – und dann schreibt sie schließlich einen sehr lesenswerten Blog, welcher letztendlich auch als Buch erscheint. Dabei zeigt sie sehr offen, schont sich nicht und illustriert das Leben und Schicksal einer jungen Frau, die trotz der harten Diagnose die Hoffnung nicht verliert. In der Tat – das ist das Wunderbare an dieser Geschichte – geschieht ein kleines Wunder: Sie gilt heute als geheilt und gesund und ist eine sehr positive, optimistische junge Frau. Ich durfte sie auch kennenlernen – tolles Buch, tolle Frau.
Einen Sommer noch: Mein Leben mit der Diagnose Hirntumor von Erik Baumann
Das nächste Buch heißt Einen Sommer noch: Mein Leben mit der Diagnose Hirntumor von Erik Baumann. Baumann erfährt an seinem 34. Geburtstag, dass er einen bösartigen Gehirntumor hat. Obwohl die Überlebenschance sehr gering sind, gibt er selbst in Momenten tiefster Verzweiflung nicht auf, kämpft und lebt nach dem Grundsatz, dass jeder Tag ein Gewinn und lebenswert ist. Man muss da sein, aktiv sein und soll sich nicht gehen lassen. Ich zitiere hier mal einen Rezensenten: „Erik Baumann erzählt auf eindrückliche, rührende und manchmal humorvolle Weise seine Geschichte. Es ist zum Teil schon schwer zu ertragen, welches Leid er ertragen musste. Trotzdem hat er in der verbleibenden Zeit seines Lebens das Beste herausgeholt – wahrscheinlich mehr als andere in 80 Jahren. Es macht einen nachdenklich und bewusst, dass man dankbar sein und das Leben nicht verschwenden sollte. Ein sehr tiefgründiges und emotionales Buch. Es erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich mit seinem Schicksal abgefunden hat und das Beste daraus macht.“
Diese drei Bücher sind für Patient*innen wie Angehörige sehr lesenswert. Ich kann sie guten Gewissens empfehlen.