Haben die Nanotherm-Therapie oder das Einsetzen von Carmustin-Depots bessere Erfolgschancen im Rezidivfall?
„Insgesamt ist zu sagen, dass sich beide Therapieformen nicht durchgesetzt haben. Um Qualität und Wirksamkeit einer Behandlung zu rechtfertigen, sind Studiendaten einfach unerlässlich. Und bei der Nanotherapie ist der eindeutige Wirksamkeitsnachweis bislang nicht gelungen. Die wissenschaftliche Basis für die Nanotherapie ist dünn, belastbare Langzeitdaten fehlen. Die Nanotherapie erschwert zudem das Erkennen und Beurteilen des Tumors, da nach Einbringen der Nanopartikel eine MRT in der Regel nicht mehr zur Beurteilung des Tumoransprechens geeignet ist.
Carmustin-Depots haben sich in einigen wenigen Studien als möglicherweise wirksam gezeigt und werden in manchen Kliniken angeboten. Doch auch hier fehlt bisher eine breite, wissenschaftlich fundierte Studien-Basis, die die Langzeitwirkung belegen würde. Die Therapie hat sich bisher auch deshalb nicht durchgesetzt, weil es eine Reihe konfliktärer Befunde gibt, die zu folgenden Fragen führten: Wird nur das Überleben verlängert, aber nicht das Fortschreiten der Erkrankung? Gibt es möglicherweise für Glioblastom-Patient*innen unter Berücksichtigung der Risikofaktoren keinen Überlebensvorteil? Wichtig ist in diesem Kontext zudem, dass die Nebenwirkungsrate bei Carmustin-Depots deutlich höher ist als zuvor angenommen.
Im Rezidivfall empfehlen wir Patientinnen und Patienten immer, sich an ein zertifiziertes neuroonkologisches Zentrum zu wenden. Dort können sie sich auch über Expertimentaltherapien informieren und eine molekulargenetische Untersuchung besprechen, die für individuelle Heilversuche hilfreich sein kann.”